Anglertreff des LAV 2019 am Saale-Elster-Kanal

                                B. Bormann mit zufriedenem Blick auf die dicht besetzte Angelstrecke

Wie schnell doch die Zeit vergeht. Noch sind die einprägsamen Landschaftsbilder vom Anglertreff im Wörlitzer Winkel 2018 in der Erinnerung nicht verblasst, da treffen sich erneut die erfahrenen „Stipper“ des Landes diesmal an einem mit ganz anderen Reizen ausgestatteten Gewässer, dem Saale-Elster-Kanal, in unmittelbarer Nähe zur sächsischen Landesgrenze.

Nach der Entstehungsgeschichte war vorgesehen, dass der Kanal, wie der Name es schon vermuten lässt, die Saale mit der Elster verbinden soll. Das Bauprojekt wurde bereits 1933 begonnen, kam aber kurz vor dem Ende des zweiten Weltkrieges, nach gut 10 Jahren Bauzeit zum Erliegen. Ziel der Planer war es, Leipzig über Saale und Elbe an das norddeutsche Wasserstraßennetz und über Hamburg an die Nordsee anzubinden. Zurückgeblieben ist ein Kanalabschnitt mit viel Potential, der an beiden Seiten endlich und weder mit der Saale noch der Elster verbunden ist. Seit Jahrzehnten wird der stehende Kanal als beliebtes Angel- und Rudergewässer geschätzt. Ein guter Weißfischbestand, Parkmöglichkeiten direkt am Wasser und eine stabile Ufervegetation sind nur einige Argumente, die angeltechnisch überzeugen.

                             Betreuer und Zuschauer suchen nach "aussichtsreichen" Plätzen

Diese Argumente fielen wohl auch in den Vereinen auf fruchtbaren Boden. 60 Angelfreunde aus zwölf Mitgliedsvereinen wurden zum diesjährigen Anglertreff nominiert. Und wenn es nach den Teilnahmewünschen gegangen wäre, hätten die Verantwortlichen noch ein ganzes Stück Kanalufer mehr bereitstellen sollen. Da aber unser Grundprinzip Schutz durch Nutz lautet und die sanfte, nachhaltige Nutzung der Natur uns am Herzen liegt, erhielten sie auch in diesem Fall den Vorrang vor Spektakel und Gigantismus.

Warum aber eine solche Anziehungskraft von dieser Veranstaltung ausgeht erfährt man erst, wenn man mit den Akteuren ins Gespräch kommt. David Thiele vom AV Nienburg meinte dazu, „dass es einfach auch Freude bereitet, Angeln als uraltes Kulturgut der Menschheit weiterzuentwickeln“. Robert Grabowski pflichtet seinem Vereinskollegen bei und bemerkt, „dass auch die Unterstützung durch Sponsoren der Region wichtig sei“. Angesichts von mehreren tausend € für die Anschaffung einer modernen Ausrüstung kann man sein Argument gut nachvollziehen. Er selbst gehörte erst vor kurzem beim „Anglertreff Raubfisch“ zu den erfolgreichsten Teilnehmern.

                                Robert Grabowski mit seiner Ausrüstung

Neben den Anglern haben auch viele Betreuer sich ein „aussichtsreiches“ Plätzchen gesichert. Und unter ihnen traf ich Jens Marek, der als Referent für Angeln auch immer ein Auge auf die Sicherheit hat. Im Gespräch umreißt er den Anglertreff als gigantische Anglerbörse. „Der hier gewonnene Erfahrungsschatz wird in Zukunft der Jugendarbeit im ganzen Landesverband zugänglich gemacht. Hier sieht man neben dem perfekten Umgang mit den Angelgeräten auch den effektiven Einsatz von Ködern und kann gut den gekonnten Wechsel zwischen entspannter Beobachtung und reaktionsschnellem Handeln bestaunen“. Und dass das Niveau erstklassig ist, zeigt sich auch in der Teilnahme solch herausragender Angler wie Johannes Böhm, der im vergangenen Jahr in Portugal Weltmeister wurde.

                                Johannes Böhm in Aktion

Der Erfahrungs- und Gedankenaustausch, die Pflege von Kontakten, die Einhaltung sozialer Normen und nicht zuletzt die körperliche Betätigung bis ins hohe Alter sind wesentliche Aspekte, die den hohen Stellenwert des Anglertreffs ausmachen. Wie vielfältig das Teilnehmerfeld sich zusammensetzt sieht man beispielhaft an Harald Kvicala vom AV Schönebeck, der mit 67 Jahren zu den Nestoren zählt, oder Patricia Seyffert vom AV Halle, die im jugendlichen Alter mit ihrer Teilnahme die generationsübergreifende Anziehungskraft belegt.

                      Patricia Seyffert unterstreicht, dass Angeln nicht nur "Männersache" ist

Zurückblickend war der Anglertreff 2019 ein gelungener Höhepunkt im Veranstaltungskalender des Landesverbandes. Und dass der Erfolg viele Väter hat, sei auch hier nicht unerwähnt. Eine schnelle und unbürokratische Genehmigung für die Verwendung des Setzkeschers durch die Untere Fischereibehörde des Landkreises Merseburg gehört ebenso dazu, wie die Genehmigung der Wasser-und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Gut beschilderten Angelplätzen und eine vorzügliche Verpflegung durch Frau Pasic vom der benachbarten Gaststätte der Sportanlage Blau Weiß Günthersdorf machten den Anglertreff zu einer runden Sache. Und ganz nebenbei wurde beim Hegeangeln auch noch jede Menge Weißfisch gefangen, die als willkommene Kompensation in durch Kormoranfraß geschädigte Gewässer der Region Merseburg umgesetzt werden konnten.   Bilder und Text Gerhard Jarosz