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Wanderfische

 

Rückkehr der Wanderfisch

 

 

 

 

Sandau l Mit fester Stimme berichtete Ehrenmitglied Walter Mahn, der vorgestern 91 Jahre alt wurde, beim Festempfang im Schützenhaus über wichtige Punkte der Vereinsgeschichte. Der Sandauer Angelverein, welcher von Gleichgesinnten ins Leben gerufen wurde, war der erste in der Region. Erster Vorsitzender wurde Johannes Siegmund, 1940 übernahm Friedrich Lindstedt dieses Amt.

Mit dem Einzug der sowjetischen Besatzer nach Kriegsende – Sandau lag zu 80 Prozent in Trümmern – wurden die Angelkameraden zu Sportfreunden umbenannt, der Verein hieß fortan „Antifaschistische Angelsportgemeinschaft Frisch Auf“. Ein Hilfspolizist und zwei Helfer gesellten sich als Aufpasser hinzu, ein Teil der Fischfänge musste ans Altenheim abgegeben werden. Allerdings waren schon damals die Elbfische wegen des durch die Industrie verseuchten Wassers eigentlich ungenießbar.

„Wenn der Duft von der Elbe her wehte, wussten die Sandauer, dass ein Gewitter im Anmarsch war“, berichtete der Senior aus jenen Zeiten, als man den Fluss noch intensiv roch. So schmeckten denn auch dessen Fische. Erst mit der deutschen Einheit und den damit einhergehenden strengeren Umweltauflagen erholte sich der Fluss wieder.

Im Sandauer Verein waren Mitglieder aus umliegenden Orten, ja sogar aus Hindenburg, Berge und Sandauerholz organisiert. Nach einigen Wechseln von kurzer Dauer wurde 1953 Otto Ringer Vorsitzender, der Verein leistete sich eine eigene Fahne, mit anderen Gruppen gab es Freundschaftsangeln. Wer übers Jahr den größten Friedfisch gefangen hatte, wurde namentlich auf einem Wanderpokal verewigt.

Als im Mai 1954 der Deutsche Angelverein DAV in der DDR gegründet wurde, wurden alle Angelvereine aufgelöst und vom DAV übernommen. Sandau wurde eine Ortsgruppe des kreislichen DAV, alle Mitglieder waren versichert, Angeln wurde somit zum Volkssport. Diverse große Gewässer konnten von den Mitgliedern unentgeltlich genutzt werden, etliche weitere wurden hinzu gepachtet.

Neu hinzu kam das Turnierangeln, was aber auf dem Trockenen ausgetragen wird. Es gab sogar Kreis- und Bezirksmeisterschaften. Günter Nagel und Manfred Klink waren dabei über Jahre die erfolgreichsten Sandauer. Die Elbestadt wurde eine Hochburg des Turnierangelns und blieb bis in die Gegenwart der Tradition treu.

Im Dezember 1960 standen im Vereinslokal, dem „Weißen Ross“, wieder Neuwahlen an, allerdings war die Gruppe gespalten. Die meisten Stimmen bekam Walter Mahn, er schaffte es, mit einem Ausflug nach Plau am See die Petrijünger wieder zu einigen. Es entstanden freundschaftliche Bande zu den Plauern, in den Folgejahren besuchte man sich wechselseitig. Alljährlich wurden Pläne erstellt und zudem viele Schüler mit dem Angelsport vertraut gemacht – in manchen Jahren waren es bis zu 20. Mit dem Vereinsgewässer, dem Teich im Wenddorf, gab es Probleme, dieser drohte zu verlanden. Im Vorjahr wurde das Gewässer grundgeräumt.

Jetzt leben doppelt so viele Fischarten in der Elbe Die Wende ließ nicht nur die Elbe gesunden, auch die Ausrüstung, welche den Anglern nun käuflich zur Verfügung stand, wurde auf einen Schlag weitaus umfangreicher. Wer angeln wollte, musste seit 1995 eine Angelschein-Prüfung ablegen, auch das Angeln selbst musste bezahlt werden. Geangelt wurde seitdem auch in Forellenteichen oder auf der Ostsee. Schwammen zur Wendezeit lediglich noch 24 Fischarten im Elbstrom, sind es nun doppelt so viele, sogar erste Lachse wurden gesichtet.

Einen erneuten Wechsel in der Ortsgruppen-Leitung gab es 1995, Uwe Wendler übernahm die damals 86 Petrijünger zählende Gruppe. Das Schützenhaus wurde Vereinslokal, ein gemeinsamer Kegel­abend wurde eingeführt, ebenso das Paarangeln. Im städtischen Leben bringt sich die Gruppe ebenfalls seit Jahren ein, die Angler sind beim Volksfest mit dem Aalwürfeln oder beim Elbebadetag dabei. Mit stehendem Beifall und einem dreifachen „Petri Heil!“ dankten die Gäste dem Ehrenmitglied für seinen Rückblick.

Seit November 2011 leitet Steffi Koterba die Ortsgruppe, Uwe Wendler musste berufsbedingt und schweren Herzens das Ehrenamt niederlegen. Vorstand und Mitglieder unterstützten sie seitdem nach Kräften, bedankte sich Steffi Koterba beim Festempfang. „Ohne meinen Vorstand wäre ich allein nichts, mit euch bin ich gerne Vorsitzende“, lobte sie ihre Helfer.

Aktuell sind in der Sandauer Ortsgruppe 76 Mitglieder – darunter sogar ein Petrijünger aus Hessen – organisiert. Fünf Jungen und ein Mädchen angeln in der von Mario Groß betreuten Nachwuchsgruppe.

Dreiköpfiges Org-Komitee hatte an alles gedacht Ein Dankeschön in Form von Blumen ging auch an das Festkomitee, dem Detlef Ballendat, Bernd Kandner und Günter Brose angehörten. Diese hatten Dank der Hilfe vieler Sponsoren auch eine sehr gut bestückte Tombola organisiert, sogar das Blaue Herz kam und ehrte den Jugendwart.

Neben den Mitgliedern der Ortsgruppe waren auch Delegationen von Sandauer Vereinen zum Empfang eingeladen worden. Vom DAFV-Landesverband überbrachte dessen Vizepräsident Harald Rohr die besten Grüße und erinnerte daran, dass der Frisch-Auf-Verein vor 80 Jahren sogar im Sternzeichen der Fische gegründet worden war. Er lobte das Engagement von Walter Mahn, welcher 1957 beitrat und die Gruppe 35 Jahre lang geleitet hatte – „ein Angelfreund durch und durch“. Der Verein könne zu Recht stolz auf ihn sein.

Mit der Ehrennadel des DAFV-Landesverbandes in Gold wurden geehrt: Harald Jahn und Heiko Kelm;

Die Ehrennadel in Silber erhielten: Andreas Feindt und Martin Kelm;

Die Ehrennadel in Bronze bekamen: Helmut Schulz und Steffi Koterba.

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